Mit unserem Antrag „Feuerwerke ganzheitlich betrachten und begrenzen“ (Drucksache 0633/2019), der diese Woche im Kulturausschuss die letzte Hürde genommen hat, machen wir den ersten Schritt, um einen Bewusstseinswechsel beim Abfeuern von privaten Feuerwerkskörpern und Veranstaltungsfeuerwerken zu erreichen.
Radikales Verbot nur auf Bundesebene möglich
Es gibt viele gute Gründe, auf Alternativen bei Silvester- und Veranstaltungsfeuerwerken zu setzen. Feinstaub- und Lärmemissionen sowie der Müll, der nach jeder Silvesternacht die Straßen bedeckt, sind Probleme, die nicht ignoriert werden können. Andere Länder sind dem schon vor Jahren entgegen getreten. In Deutschland gilt weiterhin: Unter bestimmten Voraussetzungen und an bestimmten Tagen darf geböllert werden. Ausnahmen gelten nur vor bestimmten Gebäuden wie Krankenhäusern und in anderen gefährlichen Lagen. Professionelle Höhenfeuerwerke müssen von den Kommunen grundsätzlich genehmigt werden, außer es werden bestimmte Voraussetzungen nicht erfüllt. In Kiel waren es in diesem Jahr sechs Feuerwerke, die nicht genehmigt wurden, weil die Anträge Formfehler hatten. Den Kommunen fehlen hier also die rechtlichen Ermessensspielräumen, um effektiv Feuerwerke aus den Innenstädten zu verbannen, so wie es die Deutsche Umwelthilfe fordert.
Feuerwerke ja oder nein: Die Debatte muss über Alternativen diskutieren
Derweil wird die Debatte über Feuerwerke sehr emotional und wenig konstruktiv geführt. Feuerwerke sind zwar im Gegensatz zu SUVs tatsächlich schon ein bisschen älter, die Geschichte geht auf das 10. Jahrhundert zurück, doch auch hier handelt es sich nicht um ein Menschenrecht, sondern um eine Technik, die wie jede andere Technik ersetzt werden kann. Eine konstruktive Sichtweise auf Feuerwerke würde der Debatte sehr gut tun. Denn nicht immer muss komplett verzichtet werden. Es gibt gute Alternativen, gerade was unterhaltene Abschlussshows am Himmel angeht. Der Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt wie die nachfolgenden Beispiele zeigen:
Drohnenballett
Projection Mapping
Bewusster Konsum – auch wir Grünen müssen darüber sprechen
Dennoch müssen wir auch über ein anderes Thema sprechen. In der Klimadebatte geht etwas im Moment eher unter und das ist das Faktum, dass wir in einer Überflussgesellschaft leben. In Kiel konnten wir auf der letzten Kieler Woche fast jeden Tag ein Feuerwerk sehen. Da muss die Frage gestellt werden, wieviel ein solches Ereignis noch wert ist, wenn man es sowieso ständig vor Augen hat. Wo ist das Besondere geblieben, das wir allein deswegen betrachten möchten, weil wir es so selten zu Gesicht bekommen?
Unser Konsum feiert jeden Tag Weihnachten.
Unser Konsum feiert lapidar gesagt jeden Tag Weihnachten. Aufhalten tut uns eigentlich nur das fehlende Geld. Wer es hat, der konsumiert, manchmal ohne Sinn und Verstand. Hier eine neue Klamotte, da ein neues Handy und Dekorationsartikel, immer her damit. Und wohin damit, wenn die Wohnung voll ist? Gern in den Mülleimer. Der Gang in den Hinterhof ist schneller und einfacher als der auf den Flohmarkt oder auf ebay. Abgesehen davon, dass viele Geräte und Gegenstände gar nicht mehr darauf ausgelegt sind, ein halbes oder ganzes Menschenleben zu halten. Ein Systemfehler, der nicht nur zu Lasten des Besonderen geht, der Liebe zum Einzigartigen, die wir alle irgendwie brauchen und suchen. Sondern auch ein Systemfehler, der unserer Umwelt, unserem Klima und unserem Planeten schwer zu schaffen macht.
Peak Oil und schrumpfende Ressourcen kein Thema mehr
Vor der Klimadebatte haben wir noch über knappe Ressourcen gesprochen, was nicht dazu geführt hat, dass wir weniger davon verbraucht haben. Mit der Klimadebatte rückt nun auch die Klimakrise in den Blickpunkt und zeigt, dass wir mit bewussten Konsum einen erheblichen Beitrag zur Eindämmung der Klimakrise beitragen könnten. Denn jeder Gegenstand, der nicht produziert und aus Asien, Amerika oder anderen Regionen geliefert wird, spart Treibhausgase. Rohstoffe, die nicht aus der Erde geholt werden müssen, sparen Treibhausgase. Reisende, die alle paar Jahre für ein paar Wochen ein Land besuchen, statt mehrmals im Jahr nach Barcelona, Pisa oder Mallorca zu reisen, sparen CO2. Jeder Mensch, der nur noch mehrmals im Monat statt jeden Tag Fleisch ist, spart Methan und CO2.
Konsum als Systemfehler
Wer hier einwendet, dass die Wirtschaft darauf angewiesen sei, dass Gegenstände möglichst oft gekauft und weggeworfen werden, der unterschätzt die Wandlungsfähigkeit der Unternehmen. Diese reagieren auf den Markt und versuchen möglichst das an die Menschen zu bringen, was diese wollen. Neue Geschäftsmodelle sowie Produkte, die in einer Kreislaufwirtschaft angeboten werden, sind schon längst Realität. Ebenso Modelle, die nicht mehr den Verkauf des Produktes im Fokus haben, sondern die Dienstleistung, die daran gehängt wird. Gefragt ist hier die Kundschaft, sich auf diese Art des Konsums einzustellen und diese Art von Modellen massentauglich zu machen. Auch in der Kieler StartUp-Szene finden sich viele dieser Ansätze, vom Zero-Waste Konzept von „Unverpackt“, verschiedenen Recyclenmodellen bis hin zum bewussten Konsum und Kreislaufleben von Alltagsgegenständen, die in Gemeinschaften wie dem „Glückslokal“ vorgelebt werden.
Es geht um die Zukunft
Die Debatte um die Eindämmung der Klimakrise unterstellt gern, dass wir auf unseren Wohlstand verzichten müssten. Das ist ein Fehlschluss. Vielmehr müssen wir auf unseren Überfluss verzichten, der eben nicht gleichzusetzen ist mit Wohlstand. Und das nicht, um irgendwelche Ökos damit zufrieden zu stellen, sondern um die Zukunft der Menschen, also unserer Kinder und Kindeskinder zu sichern. Das sollte uns doch ein Anstoß sein, die Dinge, die wir haben mehr schätzen zu lernen und das Geld lieber für klimaneutralen Produkte auszugeben.
Bild: Alex Jones / Unsplash
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