Gestern war ich zu Gast beim New Bureaucracy Festival in Berlin, der Konferenz für kreative Bürokrat*innen.
Es hat sich viel bewegt, gerade durch die Pandemie. Aber: Es ist auch noch unglaublich viel zu tun. Denn nach der coronabedingten Improvisation braucht die moderne Verwaltung vor allem eine Neujustierung der strukturellen und rechtlichen Rahmenbedingungen.
Zum Beispiel fehlen bei der digitalen Transformation vielerorts die organisatorischen und kommunikativen Kompetenzen. Change stellt sich nicht von alleine ein, sondern muss gemanaget werden. Dafür braucht es Change-Manager*innen, Agilitist*innen, Projekt-Manager*innen, Change-Kommunikator*innen, Prozess-Optimierer*innen und Expert*innen für interne Kommunikation. „Richtiges Change-Management gibt es bei uns quasi nicht“, erzählt ein Beamter aus Hessen. Und auch die Redner*innen, die in der Verwaltung mit OKR, Design Thinking und Scrum arbeiten stellen fest, dass die Methoden in der Verwaltung eigene Wege gehen müssen. Zudem sind viele OZG-Anwendungen nicht umsetzbar, weil entsprechende Gesetze dagegen stehen.
Interessant auch die gesellschaftlichen Fragen, die auf dem Festival diskutiert wurden. Wie umgehen mit dem Datenschutz und dem Bedürfnis nach mehr Transparenz, Datenhubs und Open Data? Darf eine KI bzw. eine automatisiertes Entscheidungssystem über Wohngelder oder Bauanträge entscheiden? Und wie muss sich auch die Politik verändern, um der Geschwindigkeit und den Bedürfnissen der Menschen noch gerecht werden zu können?
Das Beharrungsvermögen des Systems Verwaltung ist jedenfalls groß. So groß, dass zwei Standesbeamten auf dem Festival von einer Untergrundbewegung erzählen, die versucht, an den Grundfesten des Personenstandswesens zu rütteln.
Die Verwaltungsmodernisierung – liebevoll auch der Endgegner des Change- und Prozessmanagements genannt – ist wohl eines der spannendesten Felder der Digitalisierung in den nächsten Jahren.








